Montag, 21. Dezember 2009

Souzhou, die Seidenstadt

Da ausnahmsweise mal schönes Wetter war bin ich kurzentschlossen in die Stadt Souzhou gefahren. Die Stadt gilt als eine der schönsten von ganz China und wird aufgrund der zahlreichen Kanäle oft als das Venedig Chinas bezeichnet. Unterkunft habe ich in einer schnuckeligen Jugendherberge gefunden, die allerdings im Sommer wesentlich angenehmer ist, da sich die meisten Räume offen im freien befinden und außer in den Schlafzimmern nirgens geheizt werden kann. Aus meinem Fenster heraus hatte man den Blick in einen Hinterhof der Altstadt, was mich dann doch sehr an ein kleines italienisches Städtchen erinnerte.

Hinterhof in der Altstadt


Die Gemeinschaftsräume der Jugendherberge


Durch das gute Wetter bestens gelaunt machte ich mich dann am Morgen auf den Weg die Reste der alten Stadtmauer zu besichtigen. Hin kommen konnte man über eine der zahlreichen schönen alten Steinbrücken. Da ich mich etwas verlaufen hatte, bin ich nur durch den Hintereingan hinein gekommen. Da war gerade die Kasse nicht besetzt :-) Glück gehabt.

Blick auf den Kanal der die Altstadt umgibt

Teile der Stadtmauer sind noch gut erhalten oder wieder neu aufgebaut (das weiß man ja in China nie so genau) und von der Brücke kann man das südliche Stadttor sehen.

Das südliche Stadttor

Berühmt ist Suzhou auch für seine zahlreichen Gärten die hohe Beamte hier nach ihrem Ruhestand eingerichtet haben. Finanziert natürlich vom Geld der armen Bevölkerung. Viele der Gärten sind mitlerweile UNESCO Weltkulturerbe. Etwas schade, dass ich im späten Herbst hier bin, da man da von den Lotosblüten im Teich und den vielen Blumen, und den Blättern an den Bäumen jetzt natürlich nichts sieht.
Als erstes besichtige ich den Garten des Meisters der Netze, der aufgrund der zahlreichen kleinen und verschachtelten Gärten an ein Fischernetz erinnert.



Die "Eingangshalle des Gartens"

Der zentrale Teil des Gartens ist ein großer Karpfenteich, um den herum die zahlreichen kleineren Räume angeordnet sind.

Der Teich in der Mitte


Der Garten lädt dazu ein sich hinzuseten, die Sonne zu genießen und gemütlich einen Tee zu trinken. Habe ich natürlich auch gleich gemacht.

Pause mit Jasmin (tee)

Da Suzhou auch für seine Seide berühmt ist, bin ich als nächstes zum Seidenmuseum gefahren. Dort werden einige historische Kleider aus Seide ausgestellt und sehr knapp die Herstellung von Seide beschrieben. Ist leider alles ziemlich spärlich und nicht unbedingt einen Besuch wert. Da lernt man bei einer 30 minütigen Folge Sendung mit der Maus mehr über Seidenherstellung als in dem Museum...



Züchten der Raupen mit Maulbeerblättern


Nicht weit weg von dem Museum steht eine große Pagode von der man einen schönen Blick über die ganze Altstadt hat.

Pagode hinter dem Buddha


Sicht auf die Altstadt

Viele der Tore in den Gärten und Tempeln sind hier in Suzhou rund. Die symbolisch Bedeutung weiß ich nicht, sieht aber ganz witzig aus.


Rundes Tor mit mir drin

Auf dem Weg zum nächsten Garten komme ich an zahlreichen Kanälen vorbei und mir wird klar, warum Suzhou Venedig Chinas heißt.


Kanal wie in Venedig

Der West Garten ist einer der größten und hat auch den Ruf einer der schönsten Gärten von Suzhou zu sein. Das kann ich auch bestätigen. In der Mitte ist wieder ein großer Teich, um den herum viele verschlungene Wege und Landschaften angelegt sind.


Blick über den Teich


Schade nur, dass die Bäume nicht mehr so viele Blätter haben.

Schön angelegtes Teichufer


Sehr sehenswert ist die Bonsaizucht im hinteren Teil des Gartens. Hier stehen mehrere Jahrzehnte alte Bonsais, einer schöner als der andere.

Sehr schöne Bonsais



Die Herbstfarben haben auch ihren Reiz

Mit einem 100% ökologischen Taxi ging es dann weiter in einen besonders schönen Teil der Stadt.

Während der Taxifahrt


Mein Taxi


So langsam wird es auch schon Nacht und Suzhou zeigt sich von seiner schönsten Seite. Man sieht jetzt auch den ganzen Dreck nicht mehr :-)

Abendstimmung in Suzhou


Wenn man dann so durch die zahlreichen kleinen Gässchen und über die vielen Brücken läuft vermisst man nur noch den Gondolieri.

Klein Venedig

Mit der Zeit kam ich auch immer weiter weg von den Touristenstraßen, wo mir die Stadt noch viel besser gefiel.

Der ruhige Teil der Stadt

Zahlreiche Bänke laden auch zum Bierkaufen und hinsetzen ein, während man dann die kleinen Boote die auf dem Kanal fahren anschauen kann.

Kleine Pause


Zum Abschluss habe ich mir noch eine Stange Bambus gekauft die man dann schält und den innen eingefüllten süßen Reis isst. Sehr lecker.

Gedämpfter Bambus mit Reis drin

Hotpot Essen

Um die Woche gut ausklingen zu lassen, ging's am Freitag zusammen mit Wayne und Ying Hotpot essen. Da steht ein großer Topf mit zwei verschiedenen Suppen in der Mitte des Tisches auf einer Flamme und man kann dann verschiedene Zutaten reintun und essen was einem beliebt. Wenn man mit zwei Chinesen unterwegs ist, gibt es natürlich auch ausgefallenere Sachen wie zum Beispiel Schweinehirn. Schmeckt aber auch nicht schlecht - wie Knochenmark :-)



Wayne mit dem Schweinehirn


Der Hotpot


Das kann alles rein


Ying und ich

Auf dem Fakemarkt

Am Wochenende war ich mit meiner chinesisch Lehrerin Ying auf dem Fakemarkt um mir ein paar neue Jeans zu kaufen.

Ying


Neben den Jeans habe ich gleich auch noch allerlei andere neue chinesische Mode ausprobiert. Mit mehr oder weniger Erfolg :-)


Modische Ohrenschützer


Täuschend echte Perücke

Das gelbe Gebirge

Am Freitag früh morgens ging's dann los mit dem Bus in das gelbe Gebirge. Nach sieben Stunden fahrt kamen wir endlich an und wurden von einem Chinesen empfangen, der sich als selbst ernannter Touristenguide verstand. Der hat uns dann ein Zimmer gebucht, damit wir oben auf dem Berg übernachten konnten.

Fahrt vorbei an alten Bergdörfern



Dann fuhr uns ein Taxi an den Einstieg zum gelben Gebirge. Man kann entweder mit der Seilbahn hochgefahren werden oder den Weg laufen. Da wir uns jedoch noch nicht viel bewegt hatten und außerdem noch was von den Bergen sehen wollten, entschieden wir uns für das laufen. Die Wege sind komplett mit Stufen versehen, was den Aufstieg ganz angenehm macht - dachten wir vorerst auf jeden Fall :-)

Am Anfang des langen Aufstiegs



Während des Aufstiegs kommen einem dann auch immer Lastenträger entgegen, mit manchmal unglaublich großen und schweren Säcken. Die müssen dann die ganze Strecke mehrere male am Tag hoch und runter laufen. Direkt über den Trägern fährt die Seilbahn, was das ganze noch unverständlicher macht. Aber die Chinesen sind wohl billiger als der Strom...


Lastenträger


Nach drei Stunden Treppen steigen (mittlerweile fanden wir sie nicht mehr so angenehm) kamen wir endlich oben an und konnten gerade noch den Sonnenuntergang bewundern, während dem die Berge schön mystisch aussehen.


Die lohnende Aussicht

Weniger schön war hingegen unser Zimmer. Feucht, alles dreckig, alte Bettlaken und überall Schimmel. Na ja, musste halt mit Kleidern geschlafen werden, dann war das ganze erträglich.


Unser Zimmer


Dafür war dann am nächsten Tag ein super Wetter und die kalte Nacht war sofort vergessen. Schnell den Rucksack gepackt und auf ging's zum Rundweg, auf dem nur wenige Touisten sind. Die Tour geht etwa vier Stunden durch eine atemberaubende Landschaft, hohe Schluchten und direkt an Steilwänden entlang. Das alles über tausende Stufen.



Erster Blick auf's Gebirge

Durch eine Höhle

Felsnadel

Lichtspiel

Die Hälfte ist geschafft

Bizarre Formen

Steile Wände

Tiefer Abgrund

Vertrauen in chinesische Baukunst :-)

Kleiner Baum

Schöne Felsen

Schon fast am Ende

Letzter Blick zurück auf den "Weg"


Wieder auf dem Hauptweg angekommen, der die beiden Gondeln miteinander verbindet, standen wir plötzlich im Stau. Wo man vohrer noch keiner Seele begegnet war, war hier die Hölle los. Ein Chinese am anderen, ohne durchkommen. Wie im Ferienverkehr vor den Sommerferien :-) Also blieb uns nichts anderes übrig als uns zwei Stunden in das Gedränge einzureihen und mit zu schwimmen, bis der Weg zum Abstieg kam.
Das ist natürlich das Naturerlebnis pur, was die Chinesen machen. Mit einer Gondel hoch fahren, zwei Stunden im Gedränge (aber alles mit Reiseführer!) über den Berg laufen, wo man gar nicht viel sieht, und dann wieder mit der Gondel runter fahren. Na ja, wenigstens ist der schöne Rundweg dann nicht so voll.


Menschenschlange am Berg

Nach drei weiteren Stunden Abstieg über Treppen kamen wir dann endlich unten an. Vorbei an einer Chinesin, die vor einer hässlichen Statue komische Posen machte. Ich habe mich einfach mal neben ihren Freund gestellt und fleißig mit fotografiert :-)

Chinesin beim posieren


Zurück im Dorf bezogen wir dann unser Luxushotel, zu einem Drittel des Preises von dem Gammelzimmer auf dem Berg. In dem Restaurant, in dem wir dann Abendessen waren konnte man noch einmal China live erleben. Total betrunkene Chinesen in einem Haufen, von ihnen verursachtem Dreck auf dem Boden. Da wird rumgerotzt, geraucht und gesoffen was das Zeug hält

Abendessen



Der Boden




Am nächsten Morgen gin es dann vorbei an zahlreichen Terassen mit Reis und Tee wieder zurück ins zivilisierte Shanghai


Reisterassen