Samstag, 5. September 2009

Erster Ausflug in die Stadt

Hallo zusammen,

nach ewigem herum probieren habe ich jetzt endlich einen Weg gefunden die Zensur in China zu umgehen und auch größere Bilder hochzuladen. Das ist aber im Moment ziemlich umständlich und langwierig, vielleicht fällt mir noch was besseres ein...

Aber, jetzt mal zum wesentlichen.

Am Samstag hatte ich ja meinen ersten freien Tag in Shanghai und bin trotz noch nicht ganz verdauten Jetlag schon relativ früh und sehr gespannt losgezogen. Zuerst ging's mit der Metro in die Altstadt von Shanghai (ja sowas gibt es wirklich noch, fragt sich nur wie lange die noch steht.) Da ich den Weg nicht so genau wusste bin ich zuerst auf dem falschen Ende rein, wo die Stadt noch so richtig alt und vergammelt ist und die Leute noch leben wie vor hundert Jahren. Mit Plumpsklo und allem drum und dran. Dementsprechend "vielseitig" sind auch die Gerüche, die mich dort umgeben. Aber man bekommt sehr gut mit, wie die Leute im alten China noch gelebt haben.



Altsstadt von Shanghai

Ganz im gegensatz dazu steht der voll touristisch erschlossene Teil der Altstadt. Hier ist überhaupt nichts mehr alt, sondern nur nach altem Stil aufgebaut und proppevoll mit Touristen. Da ist leider überhaupt nichts mehr von der Gemütlichkeit in den kleinen Gässchen zu spüren. Schön anzuschauen ist es aber dennoch.



Viele Touristen

Nach einer Stunde gedränge und 5 Chinesinnen die meine Haare anfassen wollten weil die Locken haben, wurd's mir dann zu bunt und ich bin weiter Richtung Pearl Tower. Fazit davon: Ich glaub ich lass mir die Haare schneiden :-)


Haus vor dem Yuyuan Garten


Direkt neben der Altsatt liegt das Ufer des Huangpu Flusses, das leider im Moment eine riesige Baustelle ist, da der Fluss pünktlich zur Expo 2010 eine neue Promenade bekommt und dann in vollem Glanz erstrahlen kann. Auch sonst wird überall in der Stadt renoviert und gebaut, damit der Rest von der Welt ja nicht sieht, wie's hinter den Kulissen aussieht.
Am Fluss habe ich dann eine Kunststudentin getroffen, die mich eingeladen hat eine Ausstellung von chinesischer Kunst ihrer Hochschule zu besuchen. Da ein bisschen Kultur nie schaden kann, bin ich einfach mal mit gedackelt.
Dort angekommen hat sie mir dann über eine Stunde einen ziemlich interessanten kompletten Abriss über die chinesische traditionelle Kunst gegeben. Für die, die es interessiert werde ich mal kurz beschreiben, was ich noch in Erinnerung habe. An dieser Stelle schönen Gruß an Tim.



Wie vieles in China ist auch die Kunst ziemlich traditionell und es ändert sich nicht so sehr viel. Jedes gemalte Bild hat hier eine mystische oder Symbolische bedeutung, die man als Mitteleuropäer nie erkennen würde. Man hängt es sich halt ins Wohnzimmer weils schön aussieht oder zu den Kissen passt. Sowas macht ein Chinese nicht. Der sucht sich das Bild nach Bedeutung aus.


Bambus und rote Blüten


Sehr gerne werden in China die einzelnen Jahreszeiten dargestellt. Oft gibt es dann vier Bilder mit den Jahreszeiten, die zusammen gehören. Diese werden dann nicht nebeneinander aufgehängt, sondern Treppenförmig. Dann geht's natürlich immer nach oben, dem erfolg entgegen.
Auf den beiden Bildern hier ist der Winter festgehalten. Dieses ist wiederum ein Pärchen, welches fest zusammen gehört. Daher auch der gleiche rote Stempel, ohne den ein chinesisches Bild übrigens nicht vollständig ist. Der Bambus steht für den Mann, für beständiges gleichmäßiges Wachstum und damit niemals aufgeben. Die Blume, deren Namen ich vergessen habe steht für die starke unabhängige Frau in China. Die Bilder sind hier mit deckenden Farben auf Reispapier gemalt. Die Farbe ist auch ganz rauh (Fand ich ja gut, ich musste jedes Bild anfassen um die verschiedenen Techniken zu fühlen).



Bilder mit Künstlerin

Die Bilder hier wurden von meiner Führerin selbst gemalt. Sie stellen wieder in der Reihenfolge Frau, Mann, Frau, Mann dar. Die beiden äußeren und die beiden inneren sind wieder ein Pärchen, wie man an dem Stempel sieht. Leider habe ich vergessen, was die äußeren bedeuten. Ganz rechts die Pferde stehen für wirtschaftlichen Erfolg. Daher lässt sich fast in jedem Büro so ein Bild finden. Die Bilder hier sind nicht ganz so deckend und mit weniger Farbe gemalt, also nicht so rauh :-)


Kalligraphie


Seit je her ist die chinesische Schrift nicht nur zum schreiben da, sondern ist eine sehr angesehen Kunst. Viele Chinesen "malen" in ihrer Freizeit als Hobby Schriftzeichen. Hier ist ein alter Mann zu sehen und das Zeichen hat eine dazu passende Bedeutung. Welche weiß ich leider auch nicht mehr.



Gelbes Gebirge


Das ist ein gemälde von einem Professor. Es ist ein traditionelles Tuschegemälde, das mit viel Wasser gemalt wird um die fließenden Übergänge zwischen Gebirge und Nebel darzustellen. Gelb steht zudem auch noch für Stärke. Für die, die auch gerne alles anfassen: Das ist jetzt ganz glatt :-)


Nach diesem interessanten Vortrag ging ich erst mal wieder zum Fluss, von dem man die Skyeline von Shanghai super sehen kann. Schade, dass diese riesige Baustelle dazwischen ist. Vielleicht wird die Promenade noch fertig, bevor ich gehe.

Skyline Shanghai

Die findigen Chinesen haben nach dem 11. September auch gleich noch einen terroristensicheren Wolkenkratzer gebaut. Wenn da ein Flugzeug reinfliegen will, flutscht es einfach durchs Loch.



Wolkenkratzer

Direkt neben an steht auch das Wahrzeichen der Stadt - der Pearl Tower. Bei Tag ist er ja nicht so besonders schön, bei Nacht schillert er aber in allen Farben.



Pearl Tower


Neben an gabs dann Tintenfisch am Stiel - wie hab ich das vermisst!!


Tintenfisch am Stiel

Am Ende meiner Tour bin ich dann noch am People's Square ausgestiegen und ein bisschen über die riesen Fußgängerzone geschlendert. Bei Nacht zeigt sich Shanghai von seiner schönsten Seite. Alles ist hell und bunt beleuchtet und der ganze Dreck verschwindet im Schatten.


Fußgängerzone am Peoples Square


Nach dem schönen Abschluss gings dann mit plattgelaufenen Füßen heim ins Bett, um dann wegen der Zeitverschiebung erst nicht zu schlafen zu können.

PS: Tippfehler korrigiere ich wann anders. Ich geh jetzt schlafen.



3 Kommentare:

  1. Okay, vielen Dank für die kleine Kunstexkursion, war wirklich interessant... schau Dir auf jeden Fall mal zeitgenössische chinesische Kunst an!!! 'Wirklich sehenswert! vllt gibts ja ein Museum in Shanghai.. (würd mich freuen was davon auf deinem Blog zu sehen)

    Das mit den Haaren ist ja krass, wer hätte gedacht dass die Chinesen so von Locken fasziniert sind. Naja, wenn man gerne fremde Frauen in den Haaren hat ists ned schlecht XD
    Viel Spaß weiterhin... wie ist das Wetter eigentlich?? (bei uns wirds solangsam Herbst)

    zuì hǎo de wènhòu
    Tim

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  2. 谢谢你!

    Wurde mir auch schon nahe gelegt hier mal in die National Gallery zu gehen :-) Ich schau mal wann ich dazu komme. Das Wetter ist hier noch ziemlich heiss und vor allem schwuel. Bin immer am schwitzen aber ist ganz ok.

    Gruss Daniel

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  3. Blos nicht die Haare schneiden! Was das angeht steckt wohl auch eine kleine
    Chinesin in mir.

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